Freitag, 25. Dezember 2009

Der „KörperGeistSchalter“: „Probleme“ intuitiv lösen und der Umgang mit „negativen“ Gefühlen

Was machst du, wenn du ein „Problem“ hast? Dies kann ein ganz persönliches Problem, ein berufliches, ein Beziehungs- oder sonst irgendein Problem sein. Du denkst nach, analysierst, grübelst und kommst zu keinem befriedigen Ergebnis. Was dann bleibt, ist ein „negatives“ Gefühl.

Unsere Umwelt wird immer komplexer. Wir können nicht mehr alle Informationen, alles Wissen, das wir zur Lösung eines Problems brauchen, mit unserem Verstand erfassen und verarbeiten. Und wir können ein Problem nicht mit den gleichen Denkmethoden lösen, mit denen wir es geschaffen haben. Wir brauchen zur Bewältigung der zunehmenden Komplexität neue Methoden.

In Wachstumsprozessen und auch sonst im Alltag beschäftigen wir uns oft mit unseren „negativen“ Gefühlen, mit dem, was uns runterzieht. Manche Methoden raten gar an, diese intensiv zu erleben. Dabei besteht die Gefahr, in ihnen zu versinken. Dann sagen wir uns Sätze wie „So ist das eben. So bin ich. Damit muss ich leben.“ Diese inneren Sätze sind pessimistisch und verhindern eine positive Lösung.

Ich habe „negativ“ bewusst in Anführungszeichen gesetzt, denn Gefühle sind ein inneres Leitsystem. Und dies sagt uns in jedem Moment, ob wir mit dem, was wir gerade denken, sagen oder tun in Übereinstimmung mit unserem Inneren Wesenskern sind. Dennoch können wir sie nicht einfach ausschalten, den sie weisen uns auf etwas hin, mit dem wir uns beschäftigen müssen.

Irgendein Thema macht uns zu schaffen, wir erleben ein „schlechtes“ Gefühl und geben dem ein Etikett wie „Ich bin wütend, traurig, leer“ oder was auch immer. Doch Gefühle und Situationen sind immer komplexer Natur und das wahrgenommene schlechte Gefühl ist nur EIN Teil des gesamten Situationskomplexes. Wir reduzieren also die Gesamtsituation auf das gerade erlebte schlechte Gefühl und geben ihr ein Etikett, machen quasi aus einem komplexen Prozess ein „Ding“. Doch menschliche Erfahrungen bestehen nicht aus Inhalten, die eine statische Form haben.

Gefühle sind manchmal unklar und schwer zu definieren. Das liegt in ihrer Natur. Machen wir zu schnell „klare“ Gefühle daraus, standardisieren wir sie, bewegen uns in Klischees, was unserem inneren Erleben nicht gerecht wird.

Unter den verschiedenen Methoden des Umgangs mit den eigenen Gefühlen gibt es zwei Extreme, die beide kaum zu einer Lösung führen. Das eine ist die strikte Selbstbeherrschung, das Bemühen, den Geist über den Körper dominieren zu lassen, der Wille, sich niemals gehen zu lassen. Das andere Extrem besteht darin, Gefühle niemals kontrollieren oder lenken zu wollen, also ob völlige Hingabe an seine Gefühle das einzig Natürliche wäre.
In den letzten 30 Jahren fand eine große Entwicklung statt, in der mehr und mehr Menschen ihre Gefühle entdeckten. Zahlreiche Methoden und Bewegungen haben sich damit beschäftigt und das Pendel ist dabei oft stark in die zweite Richtung ausgeschlagen. Doch was ist, wenn man tief in seinen Gefühlen ist? Menschen spüren dann zwar ihre Gefühle, doch diese ändern sich nicht. Menschen werden mit ihren Problemen konfrontiert und durchleben diese immer wieder, ohne positive Lösungskräfte zu finden. So bleibt, abgesehen von einer kurzen intensiven Erfahrung, alles beim alten.

Ein anderer Weg ist, Probleme rein intellektuell zu analysieren. Wir können die Vielschichtigkeit einer Situation aber nicht ausschließlich intellektuell wahrnehmen. Außerdem sind solche (Selbst)gespräche oft mit Selbstvorwürfen, Klischees und viel Geschwätz verbunden. Dies führt zu nichts und zudem spalten wir uns dabei in zwei Personen auf – einer belehrenden und einer „In the Box“. Viele machen dabei auch noch den Fehler, ihr Innenleben wie ein sadistischer Gefängniswärter zu behandeln. Besser ist es, freundlich zu fragen, sich selbst zu respektieren und auf das zu horchen, was aus dem Inneren kommt.

Was ist das Ergebnis solcher Vorgehensweisen? Manche Menschen sagen „So bin ich eben“, doch das bedeutet die Unlösbarkeit einer Situation. Und keine Situation ist statisch und unveränderbar. Menschen sind in ständiger Veränderung begriffen.

Der nächste häufige Fehler ist es, anzunehmen dass wenn wir ein „Problem“ haben, wir nicht gleichzeitig in Freude leben können. Wir werden eins mit unserem Problem und meinen, niedergeschlagen sein zu müssen, bis es gelöst ist. Eine Stimme in uns sagt, wenn wir nun in Freude wären, würden wir vor dem Problem davonlaufen. Und überhaupt, was würden die anderen von uns denken, die wissen, dass wir ein Problem haben? Wir fühlen uns schlecht und empfinden diesen Zustand als normal – schließlich fühlen andere sich ja auch schlecht. Doch das ist alles Unfug.

Hintergrund ist das in unserer Kultur so verbreitete Entweder-Oder-Denken. Wir glauben, wir hätten nur die Wahl entweder davonzulaufen oder uns schlecht zu fühlen. Doch es gibt eine dritte Möglichkeit: Wir können uns vor unseren Problemen distanzieren und sie dabei im Blick behalten. Nichts verpflichtet uns, zu einem Denkmal unsere Probleme zu werden.


Der „Körpergeistschalter“

Was können wir tun? Nun, unser Unterbewusstsein ist viel klüger als unser kleiner Verstand, es beherbergt das Wissen unseres Inneren Leitsystems, das bekanntlich durch Gefühle mit uns kommuniziert.

Es geht in dem folgenden Prozess, den ich den „KörperGeistSchalter“ nenne, darum, alles zu fühlen, was mit einer Situation verbunden ist, ohne es sofort in Worte zu fassen. Worte sind Hüllen und reduzieren inneres Erleben. Wir nehmen uns so die Chance, komplexes inneres Erleben wahrzunehmen. Es geht darum, aus dem gefühlten Erleben etwas Größeres wachsen zu lassen, wovon die Emotion nur EIN Teil ist. Wir suchen nach der „Crux“ einer Situation.

Konkret:

1. Zunächst „stimme“ dich auf ein (!) ausgewähltes Problem ein. Fange zum üben bitte mit einem eher leichten Problem an. Schaffe ein wenig Distanz zu ihm, z.B. indem du es in Stichworten auf einen Zettel schreibst und diesen etwas von dir entfernt hinlegst. So schaffst du Raum für dich selbst und nimmst wahr, dass du zwar dieses Problem hast, es aber nicht „bist“. Dies löst die Identifikation mit dem Problem. Dabei versetze dich mit einer für dich passenden Methode in einen entspannten Zustand. Achte auf dein Inneres, vor allem auf die Magenregion. Wahrscheinlich entsteht ein Gefühl zu dieser Situation. Es kann sein, dass du bei den ersten Malen kein oder nur ein sehr schwaches Gefühl verspürst. Übe und haben Geduld.

2. Wenn du ein Gefühl wahrnimmst, versuche die Situation als Ganzes zu fühlen ohne das Gefühl zu schnell in Worte zu verpacken. Du kannst nicht an alle Aspekte, die eine Situation hat, DENKEN. Du kannst sie aber alle gleichzeitig FÜHLEN, denn, wie schon erwähnt, unser Unterbewusstsein weiß viel mehr darüber. Achte darauf, welches Gefühl das Problem in seiner Gesamtheit in dir auslöst.
Eine Reihen von Gedanken werden dich überkommen: Analytische Theorien, Selbstvorwürfe, Klischees und viel Geschwätz. Weise alle analytischen Versuche deines Verstandes klar zurück. Es geht nur darum, wie sich das ganze Problem anfühlt, wirklich ALLES zu fühlen, was mit einer Situation verbunden ist. Schweige eine Weile, damit du zum darunter liegenden „Gesamtgefühl“ vordringen kannst. Dieses „Gesamtgefühl“ ist das umfassende, unklare Gefühl, das das ganze Problem in dir auslöst. Es ist vage und verschwommen.
Dieses Gesamtgefühl verkörpert die Situation und die dem Unterbewusstsein bewusste Lösung. Es ist ungefähr so, als wenn du etwas sagen wolltest und genau weißt (fühlst!), was du meinst, dir aber die richtigen Worte fehlen.

Dieses „Gesamtgefühl“ ist IMMER wohltuend. Wenn du also ein Gefühl wahrnimmst, das dich schmerzt, war es das noch nicht. Schick es weg. Es war ein als Gefühl verkleideter Gedanke. Nimmst du ein wohltuendes Gefühl wahr, dann hast du es.

3. Nun lasse ein Wort, einen Satz oder ein Bild aus diesem Gesamtgefühl entstehen. Es steht für die „Crux“ der Situation. Vielleicht ist es ein Eigenschaftswort. Vielleicht findest du im Moment auch noch kein passendes Wort, keinen Satz oder kein Bild dazu. Dann habe Geduld. Möglicherweise hat sich das ursprüngliche Problem auf subtile Weise verändert. Auch dies spürst du körperlich durch einen „Body-Shift“. Es ist ein Signal, dass du das passende Wort, den passenden Satz oder das passende Bild gefunden hast. Du kannst offene Fragen stellen, um diesen Prozess zu unterstützen. Je nach Art der Fragestellung können Gefühle auf eine bestimmte Frage reagieren oder auch nicht.

Daher experimentiere mit verschiedenen Fragestellungen:

„Was ist wirklich?“ Diese Frage kann zu unspezifisch sein.
„Was ist die Crux davon?“
„Was ist das Schlimmste daran?“
„Was beunruhigt mich am meisten?“
„Was ist der zentrale Punkt davon?“
„Was muss für mich damit geschehen?“ Dies ist schon eine zukunftsgerichtete Frage.
„Was wäre nötig, damit ich mich besser fühle?“ Ebenfalls eine zukunftsgerichtete Frage.

Dem Body-Shift auf die Sprünge helfen

Eine andere Methode ist, dich zu fragen, wie das Gefühl wäre, wenn das Problem völlig gelöst wäre. Warte einige Sekunden, um den Shift zu spüren. Du kannst den Körper den Shift äußerlich erleben lassen, indem du dich z.B. aufrecht hinsetzt. So lässt du den Körper ahnen, wie es wäre, wenn er sich ganz in Ordnung fühlte. Halte dieses Wohlgefühl fest, wenn du es erreicht hast und sage dir selbst: „So kann ich mich immer fühlen.“ Dann warte ab. Vielleicht sagt ETWAS zu dir: „Nein, so kannst du dich nicht immer fühlen.“ Dann frage dieses ETWAS, was es ist. Gehe Schritt für Schritt weiter, rede dir ein, alles sei gelöst, bis ein neuer Einwand kommt. Halte dabei immer an deinem guten Gefühl fest. Mache es zu einem Gefühl, zu dem du immer wieder zurückkehren kannst. Wenn du die Lösung – das Zielgefühl – kennst, kannst du dich fragen, was dir im Wege steht. So findest du Lösungsmöglichkeiten, die vom Problem her betrachtet nicht gefunden hättest.

Analysiere und interpretiere deine Probleme nicht. Das kann dich von einem Shift abhalten. Viele glauben, alles über ihre Probleme zu wissen und versuchen, sich in eine bestimmte Richtung zu drängen. Doch unser Unterbewusstsein weiß immer viel mehr. Sobald du innere Sätze wie: „Es muss ... sein“ hörst, bist du auf dem falschen Weg. Du tust, was du immer schon getan hast – dich selbst belehren. Bewahre besser eine fragende innere Haltung.

4. Wenn du dir sicher bist, dass dein Wort/Satz/Bild zu der Situation passt, frage weiter: „Woran liegt es, dass dieses Problem in mir dieses bestimmte Gefühl hervorruft? Was ist es an diesem Problem, dass mich so ... macht? Was ist das schlimme an diesem Gefühl? Was braucht es, damit es besser wird? Was sollte geschehen? Was wäre es für ein Gefühl, wenn alles in Ordnung wäre? Was steht dem im Weg?“ Achte darauf, dass du den felt sense wieder frisch und lebendig spürst und nicht ins analysieren abgleitest. Frage weiter: „Was ist mit diesem Gefühl?“
Antworte nicht selbst, er wären eh nur alte Informationen aus deinem Kopf, sondern warte, dass sich das Gefühl regt und dir eine Antwort gibt. Wenn du eine schnelle Antwort erhältst, ohne dass ein „Shift“, ein körperliches Gefühl der Entspannung und Erleichterung im Gesamtgefühl eintritt, lasse die Antwort vorübergehen.

5. Empfange alles, was mit einem Shift kommt, in einer entgegenkommenden Haltung. Lasse es eine Weile auf dich wirken. Es werden weitere Shifts kommen. Sei dankbar, dass dein Unterbewusstsein durch deinen Körper zu dir gesprochen hat.
Du musst die Antworten nicht glauben oder diskutieren, sondern nur annehmen. Widme jedem kleinen Shift eine volle Minute.
Es kann sein, dass ein Shift viel später kommt, vielleicht am nächsten Morgen unter der dusche oder wenn du die Zeitung aufschlägst und ein bestimmter Artikel dir ins Auge springt. Bleibe einfach für Antworten offen.

Die Schritte 3, 4 und 5 können ohne Übergänge oder auch parallel stattfinden. Insgesamt reichen für den Prozess 30 Minuten. Wenn du etwas geübt bist, kannst du es jederzeit mal zwischendurch machen, auch beim Warten auf den Zug.

Der Unterschied zu anderen Methoden, die mit Emotionen arbeiten

Der „KörperGeistSchalter“ betrachtet Emotionen als EIN Teil einer komplexen Gesamtsituation. Er schafft eine innere Distanz zu der Emotion und dem damit zusammenhängenden Problem und nutzt die Weisheit des Unterbewusstseins. So können Lösungen gefunden werden, die weder durch intellektuelles Analysieren noch durch puren „Baden“ in der Emotion entstehen würden.


Zur Erinnerung: Übe diese Methode zunächst mit ein paar leichten Alltagsproblemchen.

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